Tegerscher Johrmart

Freddie Mercury wäre diese Woche offenbar 60 Jahre alt geworden. Nach meinem letzten Besuch bei dir auf dem Rückweg hörte ich im Radio ein Interview mit dem persönlichen Assistenten von Freddie. Er beschrieb ein Gefühl das mich jedesmal heimsucht, wenn ich in Degersheim in deinem schönen Haus bin. Dem Haus in dem ich den grössten Teil meiner Jugend verbracht habe. Dem Haus, von welchem du mir 5 Tage vor dem Ausbruch deiner Krankheit sagtest, dass du sehr glücklich wärst damit und es dir nun Freude bereite das alles endlich mehr zu geniessen. Deine neuen Geräte, den schönen Garten.

Der Interviewer fragte den persönlichen Assistenten, was sich denn verändert hätte direkt nach dem Tod von Freddie und der Assistent antwortete: "Wie du ja weisst, lebten wir alle gemeinsam in einem wunderschönen Haus. Wir alle waren dort sehr glücklich. Dennoch war dieses Haus mit dem Tod von Freddie nur noch ein Haufen Steine. Es strahlte keine Wärme, Geborgenheit und Liebe mehr aus. Es waren vom Moment an nur noch kalte Steine."

Genau so geht es mir, wenn ich in dein Heim komme. Die Seele fehlt. Du fehlst. Du, die das alles zu dem gemacht hat was es jetzt ist. Du, die du dich dafür eingesetzt und "chrampfet hesch". Es fehlt die Seele und dennoch bist du im ganzen Haus present, selbst mit deinem Geruch. Es ist so erdrückend.

Gleich war es mit dem Jahrmarkt. Unserem sogenannten höchsten Feiertag. Es ist nicht mehr das Gleiche. Was es sowieso seit dem Tod von Gisi nicht mehr war. Nur ist es jetzt noch deutlicher. Ja schlimmer. Du fehlst, du ahnst nicht wie sehr. Ich glaube sogar, dass es nicht einmal mit der wenigen Zeit zusammen hängt, die erst und doch schon vergangen ist. Nein, es hat wirklich damit zu tun, dass ohne deine Anwesenheit meine Heimat vergeht, meine Wurzeln verdorren.

Emma, Rachael und ich haben ihn Sizilien einmal lange darüber diskutiert was Heimat ausmacht. Rachael sagte dann ganz trocken: "Heimat ist dort wo die Menschen sind die mir wichtig sind und die ich liebe". Wie recht sie hat. Zwei wichtige Menschen gaben mir bis anfangs Mai dieses Jahres das Gefühl von Heimat. Beide seid ihr nicht mehr verfügbar. Auf alle Fälle nicht mehr in der Form in der ich es gewohnt war und es manchmal vielleicht auch zu wenige schätzte. Verzeiht mir, beide. Wie immer merken wir immer erst was wir hatten, wenn es nicht mehr verfügbar ist.

Viele Bekannte haben nach dir gefragt. Es vermissen dich viele liebe Menschen. Ich wünsche mir so sehr du könntest das selbst erleben. Und oft wünsche ich mir auch, diese Menschen würden dir ihre Genesungswünsche dir selbst überbringen.

Mum, du fehlst überall.

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