Du weinst und weinst

Mum, wenn ich nur wüsste, was ich für dich tun könnte. Weshalb wirst du nur so gequält. Du darfst weder anständig leben noch sterben. Wie sehr ich verstehe, dass du so verzweifelt bist. Ich bin es auch.

Gestern als ich bei dir war, hast du nur geweint. Egal ob du im Bett lagst oder im Rollstuhl warst. Offenbar habe ich einige Male Themen angeschnitten, die dich immer mehr zum Weinen brachten. Entschuldige bitte.

Du hast mir zwar zu verstehen gegeben, dass du das Buch "Locked-in - Gefangen im eigenen Körper" von Karl-Heinz Pantke hören möchtest, aber als ich dir nach dem Vorwort das erste Kapitel vorlesen wollte, hast du wieder ganz laut zu schluchzen begonnen. Verzeih mir, aber manchmal bin auch ich am Ende mit meinem Latein. Mir fehlen dir Worte und alles was mir bleibt ist dir Trost zu spenden in dem ich deine Wange, deine Hände streichle und dich wann immer möglich in den Arm nehme.

Heut habe ich dir zum ersten Mal bei einem Transfer geholfen. Frau Fitzian war so freundlich und hat es mir gezeigt. Muss zugeben, es sieht viel einfacher aus als es ist. Dennoch habe ich es genossen. Am meisten geniesse ich jedoch jeweils das gemeinsame am Bettrand sitzen mit dir. Das sind die wenigen Momente in denen ich dich jeweils fest an mich drücken kann. Hoffentlich tun sie dir so gut wie mir.

Seh dich wieder in einer Woche. Gib acht auf dich. Ich rufe regelmässig an und werde mich wieder nach dir erkundigen. Hab dich sehr lieb.