Ertasten und erkunden

Für einmal bin ich mit etwas gemischten Gefühlen in dein Zimmer gekommen. Nach der gestrigen Hektik war ich etwas besorgt, es könnte heute wieder geschehen. Aber nichts dergleichen war. Du hast ruhig geschlafen, ja manchmal sogar wieder geschnarcht. Deine vielen lieben Besucher von heute haben dich alle nur schlafend vorgefunden. So steht es mindestens in deinem Besuchertagebuch.

Ich habe etwas in meine Trickkiste gegriffen und hab dir mit deinem Ghettoblaster In held in t'was I von Procol Harum vorgespielt. Obwohl es nicht die Version mit dem Edmonton Philharmonic Orchestra war, hast du es sofort erkannt. Du hast gelächelt und es sah so aus als ob du etwas mitsingen wolltest. Es war richtig schön. Du hast meine Hand fest gedrückt und mich somit beruhigt und mir bestätigt, dass du da bist.

Beim Umbetten hast du die Augen nicht geöffnet, dafür hast du beim gemeinsamen hören vom Hörbuch "Die Wand" einen tollen Erkundungsgang mit deiner linken Hand gemacht. Du bist mit den Fingern die Knopfleiste deines Nachthemdes entlanggefahren. Hast deinen Hals und deine Wange berührt, meinen Ring ertastet und zu guter letzt mich sogar an den Haaren gezogen. Und das allerschönste war, dass du beim Gähnen deine rechte Hand auch wieder bewegt hast. Zähneputzen, respektive Mundhygiene ist noch immer nicht dein Ding. Schwester Susanne und ich hatten Mühe dir den abgebissenen Schaumstoff wieder zu entlocken. Ziemlich genüsslich hast du daran rumgekaut. Hab mal wieder lauthals gekichert.

Als ich ging warst du noch wach, ich hatte etwas ein schlechtes Gewissen, dennoch glaube ich, dass alles möglich ist. Mum ich bin unglaublich stolz auf dich. Hab dich lieb und bis Morgen.

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