Abschied


Es hiess wir dürften uns so viel Zeit lassen wie nötig um uns von meiner Mum und Schwester zu verabschieden. Es wurde uns empfohlen dies noch vor dem Extubieren zu tun. Ich liess mir Zeit - viel Zeit. Auch mein Mann, meine Tanten und Onkel nutzen die Zeit. Ich war verzweifelt und weiss heute nicht mehr was damals alles durch meinen Kopf ging. Die Vernunft sagte mir, dass unser Entscheid richtig war, aber mein Herz strafte mich Lügen. Wie konnte ich nur dem möglichen Tod meiner Mutter zustimmen? Wie konnte ich das gutheissen?

Meine Augen schmerzten vor Tränen, mein Kopf hämmerte und mein Herz war gebrochen. Ich brauchte gute zwei Stunden um mich zu verabschieden und das Ok für das Extubieren zu geben. Was auch immer diese Nacht geschehen würde ich würde meine Mum begleiten. Begleiten auf ihrem letzten Weg. Noch vor dem Gespräch mit den Ärzten versprach ich Mum ihr ihr Lieblingsbuch "Die Wand - Marlene Haushofer" nochmals vor zu lesen. Ich hatte am Nachtmittag bereits begonnen.

Als wir nach dem Extubieren wieder zu Mum gelassen wurden, setzte ich das Vorlesen fort. Die erste halbe Stunde nach dem Extubieren, hatte Mum etwas Herzrythmusstörungen und die Sauerstoffsättiung fiel etwas ab. Die Schwester sagte: "Seien sie nicht überrascht, es kann plötzlich sehr schnell gehen." Eine Zeitlang waren auch noch meine Tante, meine Gotte und ihr Lebenspartner dabei. Nach und nach gingen sie nach Hause um für das was noch hätte kommen sollen vorbereitet zu sein.

Ich genoss die Nähe meiner Mum. Las weiter vor und schlief auch ein wenig bei ihr. Ihr Atem wurde mit jeder Stunde regelmässiger und regelmässiger. Der Morgen kam und sie musste verlegt werden in die Neurochirurgie.

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